Martial 1: An den Cäsar Domitian


Kaiser Domitian weilt nicht in Rom, sondern an den Außengrenzen des römischen Reichs, um dort die Barbaren, also die nicht-römischen Nachbarvölker, militärisch zu bekämpfen. Aktuell kämpft er gegen die Skythen am Schwarzen Meer. In dieser Situation schreibt Martial epigrammatische Lobgedichte, die seine Verbundenheit mit dem Kaiser zum Ausdruck bringen sollen.

Solche Gedichte gehören zur von der Antike bis in die frühe Neuzeit besonders beliebten Gattung der lateinischen Panegyrik. Es sind Lobgedichte, die festen Vorgaben folgen und den Kaiser und seine Taten in besonders hellem Licht erstrahlen lassen sollen, egal wie erfolgreich und beliebt er wirklich ist. Domitian ist eigentlich ein grausamer und von den meisten Römern gefürchteter Tyrann.

Si desiderium, Caesar, populique patrumque 

  respicis et Latiae gaudia vera togae,

redde deum votis poscentibus. Invidet hosti

  Roma suo, veniat laurea multa licet.

Terrarum dominum propius videt ille, tuoque 

  terretur vultu barbarus et fruitur.

patres – hier: die Senatoren
respicere – Rücksicht nehmen auf
toga Latia – gemeint sind: die Bewohner von Rom und Umgebung
deus – hier: Domitians göttliche Ausstrahlung
votum – Wunsch
poscens, ntis – fordernd
invidere (m. Dat.) – neidisch sein auf

licet –hier: auch wenn, selbst wenn
multus, a, um – viel
laurea – hier: Ruhm durch erfolgreiche Eroberungsfeldzüge
ille = hostis
proprius (Adv.) – aus der Nähe
frui, fruor, fructus sum – beeindruckt werden