Analytisches Schreiben


Warum ist das wichtig?
Bevor Du einen Text selbstständig interpretieren und mit eigenen Worte deuten kannst, musst Du ihn in der dargestellten Handlung und hinsichtlich der beteiligten Personen erfasst haben:
Was passiert? Was für Personen sind am Werk? In welchem Verhältnis stehen sie zueinander?

Inhaltsangabe

Sie fasst die einzelne Handlungsschritte in der zeitlich richtigen Reihenfolge zusammen. Ein neuer Handlungsschritt beginnt, wenn a) die Handlung eine Wendung erfährt, b) der Ort wechselt, c) ein Zeitsprung stattfindet oder d) eine neue Figur auftaucht.
Sie macht zeitliche Zusammenhänge durch Verknüpfungen deutlich (nachdem, als, weil, da, so dass, obwohl/ denn, damit, deshalb, dann, aber, zuerst, daraufhin, anschließend).
Sie steht im Präsens. Wird auf eine vorhergehende Handlung verwiesen, etwa in einem Nebensatz mit “nachdem”, steht sie im Perfekt.
Sie ist sachlich und nüchtern, konzentriert sich auf das Wesentliche.
Wörtliche Rede wird paraphrasiert oder in die indirekte Rede gesetzt.

Charakteristik

Sie enthält a) allgemeine Informationen zur Figur, z.B. Name, Alter, Aussehen, b) wichtige Eigenschaften und Verhaltensweisen, c) das Verhältnis der Figur zu anderen Figuren, d) die Sicht anderer Figuren auf die charakterisierte Figur.
Sie steht im Präsens und wird sachlich und anschaulich formuliert.
Aussagen, die zur Person gemacht werden, müssen durch Zitate aus dem Text belegt werden.

Wie zitiere ich richtig?

Beim wörtlichen/ direkten Zitat übernehmt Ihr ein Wort, eine Textstelle oder einen ganzen Satz wortwörtlich aus dem Text. Das Zitat steht in Anführungszeichen, z.B. Zu Beginn wird die Szene als “ein freundliches, aber enges Tal” (§ 1.1) beschrieben.

Beim sinngemäßen/ indirekten Zitat gibt man den Inhalt der Textstelle mit eigenen Worten wieder. Hier werden keine Anführungsstriche gesetzt, sondern es wird nur die Textstelle genannt, auf die man sich bezieht, z.B. Gotthelf nennt mehrere Vögel, deren Töne in dem Tal zu hören sind (vgl. § 1.1).

Die Zitatangaben beziehen sich auf die laufende Nummer des Abschnitts, der mit dem §-Zeichen versehen wird (§1), dahinter steht die Nummer des Absatzes innerhalb dieses Abschnitts.

Analyse

Jetzt kannst Du den Text weiterführend deuten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  1. Welche Beziehung haben die Figuren zueinander? Ist einer mächtiger als der andere? Von welchen Gefühlen füreinander ist die Beziehung bestimmt? Was erwartet der eine vom anderen? Tritt eine Änderung in der Beziehung oder dem Verhältnis der Figuren zueinander ein?
  2. Wie ist der Text sprachlich gestaltet? Fällt etwas an der Wortwahl oder der Sprechweise einer Figur oder des Erzählers auf?
  3. Wie hängt der Text mit dem Autor und seiner Zeit zusammen? Lassen sich Auffälligkeiten mit der Biographie des Autors oder der historischen Umgebung erklären, in der er sich befindet?

Tipp zur Analyse der Sprache

Über die Berge hob sich die Sonne, leuchtete in klarer Majestät in ein freundliches, aber enges Tal und weckte zu fröhlichem Leben die Geschöpfe, die geschaffen sind, an der Sonne ihres Lebens sich zu freuen. Aus vergoldetem Waldessaume schmetterte die Amsel ihr Morgenlied, zwischen funkelnden Blumen in perlendem Grase tönte der sehnsüchtigen Wachtel eintönend Minnelied, über dunkeln Tannen tanzten brünstige Krähen ihren Hochzeitreigen oder krächzten zärtliche Wiegenlieder über die dornichten Bettchen ihrer ungefiederten Jungen.Gotthelf arbeitet sehr gerne mit Adjektiven, um Stimmung zu erzeugen.

Außerdem wählt er gerne lautmalende Worte mit einem eindrücklichen Klang.