„Grün ist die Heide“ wird Heimatfilm: Drehbuch und Last-Minute-Casting


„Grün ist die Heide“ wird Heimatfilm: Drehbuch und Last-Minute-Casting

Inhalt

  1. Das Drehbuch zu „Grün ist die Heide“
  2. „Grün ist die Heide“ und die Erfindung des Heimatfilms
  3. Last-Minute-Casting für „Grün ist die Heide“

Das Drehbuch zu „Grün ist die Heide“

Die Filmleute werden schnell auf „Grün ist die Heide“ aufmerksam. Ihre Stoffsuche für die kommende Saison, ab Herbst 1932, fällt in denselben Zeitraum wie Adalbert Lutters Aufstieg zur festen Größe in Berlin. Mitte März beginnt er im Europahaus, sein Arrangement von „Grün ist die Heide“ wird dort der beliebteste Song im Repertoire. So beliebt, dass das Plattenlabel „Grammophon“ schon im Juni davon Schallplatten in Deutschlands Plattenläden ausliefert. Irgendwann zwischen März und Juni kommt der Plan für den Film auf.

Ein Tonfilm zum Lied! Das wäre doch was. Wenn das Lied beim Tanztee und im Rundfunk zieht, lockt es auch die Leute ins Kino. Und so ein Heidefilm, läuft das denn? Na sicher, die Castelle-Blume-Löns-Show ist schon seit 1928 ein Publikumsrenner, ob als Matinee oder Abendvorstellung. Kultur- und Naturfilme aus der Heide, leider noch stumm, kombiniert mit Lautenmusik und emotionaler Festrede auf ein im Krieg gefallenes Dichtergenie. Seltsame Mischung. Aber die Theater- und Kinosäle sind immer voll. Und Löns-Gedächtnisfeiern werden im ganzen Land abgehalten.

Das ist die Idee! Mit Hilfe des Tonfilms kann man endlich einen zusammenhängenden, abendfüllenden Spielfilm daraus machen. Für die ganze Familie, wie bei der Castelle-Blume-Löns-Show. Und wer eine Löns-Matinee erlebt hat, will auch den Tonfilm sehen. Ein Kassenschlager, fast ohne Risiko. Das liegt auf der Hand.

Robert Neppach ist der Mann, der die Idee in die Tat umsetzt. Neppach, 1890 in Wien geboren, studiert an der Münchner Akademie der Bildenden Künste und geht anschließend als Bühnenbildner an das Neue Theater in Frankfurt am Main. Nebenbei steht er bei der Eintracht Frankfurt im Fußballtor. Nach Kriegsende entscheidet er sich für einen Neubeginn beim Film in Berlin. Erstmal sammelt er als vielbeschäftigter Kulissenbauer und Bühnenarchitekt Erfahrungen. Aber 1932 ist es soweit, er will sich mit einer eigenen Produktionsfirma selbstständig machen. „Grün ist die Heide“ wird ihr erster Film!

Im August geht das „Deutsche-Lichtspiel-Syndikat“, kurz D.L.S., mit dem Plan für die kommende Saison an die Presse. 14 Filme! Mit dabei: „Grün ist die Heide (ein Heimatfilm nach Hermann Löns)“. Das Syndikat übernimmt den Vertrieb, das unternehmerische Risiko trägt die „Robert-Neppach-Filmproduktion“, die der Firmengründer am 17. August als GmbH ins Handelsregister eintragen lässt.

Schon einen Monat vorher werden gezielt Informationen an die Presse verteilt und Erwartungen geschürt:

  • Hamburg 10. Juli 1932: „Hermann Löns als „Film-Manuskript“. Die „DLS“ hat als neue Produktion den Film „Grün ist die Heide“ in Bearbeitung, dem inhaltlich verschiedene Werke von Hermann Löns zu Grunde liegen“ (Hamburger Tageblatt).
  • Bielefeld 14. Juli 1932: „Der erste Hermann=Löns=Film! Endlich hat man eines der herrlichsten Lieder von Hermann Löns zum Inhalte eines Films gemacht. Nach dem Liede aus dem „Kleinen Rosengarten“: Grün ist die Heide dreht das D.L.S. in der Lüneburger Heide ein Filmwerk, das im Herbst uraufgeführt werden soll“ (Westfälische Zeitung).

Für das Drehbuch engagiert Neppach einen alten Bekannten aus der Berliner Filmszene, Bobby E. Lüthge. Der Drehbuchvielschreiber bekommt einen Co-Autor, den Kriminalschriftsteller Curt J. Braun. Die beiden haben bereits gemeinsam Filmskripte verfasst. Und wissen, wie man sein Publikum bei Laune hält. Klar, sie machen das, was die Zeitungen ankündigen, sie stellen das Lied in den Mittelpunkt. Um irgendwie Löns-Stimmung in die Handlung zu bekommen, bedienen sie sich aber lieber bei der Castelle-Blume-Löns-Show als bei den Löns-Werken selbst.

Die drei Zutaten, aus denen der Film zusammengesetzt ist, stehen später in der Kino-Werbung: „Ein Film vom deutschen Wald und deutscher Heide mit einer spannenden Wilderer-Geschichte und einem bezaubernden Liebes-Roman, vor dem Hintergrund blühender Heide.“ So einfach ist das.

Nr. 1: Der bezaubernde Liebes-Roman.

Das Löns-Lied eins zu eins umgesetzt. Die junge Tierärztin Grete Lüdersen geht einsam auf der grünen Heide umher, da kommt ein – gar nicht mehr so – junger Jäger an, Walter, der neue Forstgehilfe, er trägt ein grünes, grünes Kleid. Die beiden treffen sich, wo die grünen Tannen stehen und das grüne Moos wächst.

Es ist Liebe auf den ersten Blick, noch ein wenig verschämt. Die beiden sind füreinander bestimmt. Sie, eine selbstständige, berufstätige Frau, er, ein Jäger mit sicherem Job und passablen Aufstiegschancen. Schön.

Nr. 2: Die spannende Wilderer-Geschichte.

Wir brauchen noch einen Konflikt, der die Liebe gefährdet. Sonst wird’s langweilig. Jetzt kommt Löns ins Spiel, so wie wir ihn aus der Castelles Deutungen kennen. Auf der einen Seite der Naturliebhaber, der die Heide durchstöbert und ihre Tierwelt studiert. Auf der anderen Seite das rastlose Dichtergenie, voller unerfüllter brennender Sehnsucht, bitterunglücklich.

Lüthge und Braun machen einfach zwei Typen draus, a) den Jäger, der die Natur hegt und pflegt, und b) den Wilderer, der triebgesteuert auf wehrlose Hirsche ballert. Die traute Zweisamkeit zwischen Grete und Walter wird gestört durch einen Dritten: Gretes Vater Lüder Lüdersen, ein verarmter Gutsbesitzer, der in den Wäldern, die ihm nicht mehr gehören, als Wilderer unterwegs ist. Grete, hin- und hergerissen zwischen Vater und Geliebtem. Walter, hin- und hergerissen zwischen Liebe und Försterpflicht. Und Lüdersen, hin- und hergerissen zwischen Trieb und Vernunft. Unlösbare Konflikte, wie wir Kinogänger sie lieben!

Um den Knoten zu lösen, greifen Lüthge und Braun auf den guten alten Theatertrick des deus ex machina zurück. Sie lassen plötzlich einen zweiten Übeltäter auftauchen, den Schlingensteller Specht. Der alte Lüdersen ertappt ihn und wird beim Schusswechsel tödlich verwundet. Sterbend bekennt er Grete und Walter seine Untaten. Die beiden entscheiden sich, die Familienehre zu retten und behalten alles für sich. Vater hat Mist gebaut, aber wir reden einfach nicht drüber. Ohnehin gilt jetzt Specht, von den Förstern gefangen, als verantwortlich für die Wilderei.

Bedenklich: Walter und Lüder haben mehr gemeinsam, als man glauben könnte. Beide nehmen es mit Recht und Gesetz nicht immer so ganz genau. Beide laufen mit der Waffe in der Hand durch die Heide. Der eine in Uniform, der andere in Zivil. Beide finster entschlossen. Mal mehr mal weniger irrlichternd. Echte Männer eben, wehrhaft und unbarmherzig, wie bei Löns.

Nr. 3: Vor dem Hintergrund blühender Heide.

In den Film müssen ausgiebig Stimmungsbilder aus der Lüneburger Heide vorkommen, das hat sich bei der Castelle-Blume-Löns-Show bewährt. Die vertrauten Heidemotive: Wacholder, Birken, Hünengräber, Heidschnucken mit Schäfer. Und Tieraufnahmen, montiert zwischen die Spielfilmhandlung. Das könnte nicht reichen. Besser noch etwas Volkstümliches, ein Bauernfest, mit Trachtenkleidern der Region, musikalisch untermalt. Das hat mehr Schauwert als Männer bei der Torfgewinnung oder Fischreiher und Hirsche allein. Und das Liebespaar kann miteinander tanzen.

Und noch was fehlt: Karl Blume und die Lönslieder. Blume, Spielmann, Trobadour, ein Hauch von Minnesang. Er verzückt das Publikum bei den Live-Shows mit seiner warmen, sonoren Baritonstimme, das muss in den Tonfilm. Überhaupt, Lönslieder sind der Soundtrack, der das Leben in der Heide begleitet. Bin ich in der Heide, singe ich seine Lieder. Nur: Ein Mann mit Gitarre allein funktioniert vielleicht auf der Bühne, aber nicht auf der großen Leinwand.

Lüthge und Braun greifen auf einen Klassiker des populären Theaters zurück, um Blume im Film unterzubringen, das liederliche Kleeblatt aus Nestroys Posse „Lumpacivagabundus“ von 1833. Drei umherziehende Handwerker, Schuster Knieriem, Tischler Leim und Schneider Zwirn, zu Landstreichern geworden. Und einer singt, um ihr Lebensgefühl auf den Punkt zu bringen. Das „Kometenlied“, von Knieriem auf der Bühne intoniert, behandelt die angeblich drohende Apokalypse durch Kometensturz und war damals, vor 100 Jahren, europaweit ein Hit.

So machen wir das! Drei Vagabunden, unterwegs in der Heide. Lustige Typen, für einen Spaß zu haben. Einer singt stimmungsvolle Lieder, von Löns natürlich. Das Kleeblatt ist Teil der Naturkulisse aus Wacholder, Birken und Heidesträuchern. Zugleich aber auch eine personifizierte Heide, ein Sprachrohr der Landschaft.

Das Kleeblatt kann man prima als Joker einsetzen, um die Handlung voranzubringen. Die drei Bummelanten können Lüdersen informieren, wo er die schönsten Hirsche vor das Gewehr bekommt. Sie singen die Begleitmusik, wenn sich Grete und Walter beim Spaziergang rund um das Hünengrab näherkommen. Und wir lassen sie das Trachtenfest aufmischen, wenn sie sich kostenlos Bier und Kuchen organisieren. So kommt auch der Spaß nicht zu kurz.

Ach so: Die drei Vagabunden nennen wir die „Monarchen“, weil sie sich in der Heide so gut ausgekennen, so, als wäre es ihr eigenes Königreich.

„Grün ist die Heide“ und die Erfindung des Heimatfilms

Jetzt brauchen wir noch einen unique selling point, etwas, das unseren Film von der Konkurrenz abhebt. Die Saisonvorschau des D.L.S. im Fachblatt „Der Kinematograph“ kündigt am 9. August 1932 etwas ganz Neues an: „Die Heidelieder Hermann Löns‘ erklingen in diesem ersten wirklichen Heimatfilm“. Das wird später für die Kinowerbung ganz groß ausgebaut: „Grün ist die Heide“ – ein „echter deutscher Heimatfilm“.

„Grün ist die Heide“ ist weder nur ein „Heimatfilm“ noch bloß ein „deutscher Heimatfilm“. Nein, wir versprechen dem Publikum einen „echten deutschen Heimatfilm“. Das habt ihr noch nicht gesehen!

Ziemlich übertrieben. Werbung halt. Mit den Adjektiven „echt“ und „deutsch“ werben viele andere auch. Allerdings enthält „Grün ist die Heide“ als erster Film alle Merkmale des Genres „Heimatfilm“ und ist insofern stilprägend. Schauen wir uns das mal genauer an.

Der früheste Beleg, den die digitalen deutschen Zeitungsarchive für den Begriff „Heimatfilm“ bieten, findet sich in einem Bericht der Bergedorfer Zeitung vom 27. August 1918 über ein Filmprojekt aus Mecklenburg. Der Film zeige, was die Region „an landschaftlichen Reizen und schönen Städtebildern, an historischen Denkmälern und Bauten, an Sitten und Volksgewohnheiten, an Bodenerzeugnissen“ zu bieten hat. Zugegeben, zuviel Sehenswürdigkeiten könnten langweilig werden. Dafür haben die Filmleute eine Lösung: „Diese Bilder werden im Rahmen einer Lustspielhandlung zu einem Gesamtbild vereinigt“.

Unter „Heimatfilm“ versteht man offenbar von Anfang an zweierlei. Er kann ein Dokumentarfilm sein, der eine deutsche Region präsentiert. Oder ein Spielfilm, der mit Dokumentaraufnahmen verknüpft ist. Stichproben gefällig?

  • „Ein Film von der Isar“, 1920 in München gezeigt, ist reinstes guerilla filmmaking, anzügliche Witze inklusive. Eine Floßfahrt auf der Isar, von Berg zu Tal, brav werden Orte abgeklappert. Dann: „Ein lustiges Zwischenspiel, ein Floß ist festgefahren, zwei Teilnehmer an der Fahrt nehmen ein Bad vom Floß aus, das ihnen samt dem so nötigen Gewand entgleitet.“ Nacktbaden vor Alpenpanorama! Weiter geht’s. „Jäh reißt der schöne Heimatfilm ab – der Aufnehmer war mit dem Kurbelkasten an das Gebälk der Holzbrücke kurz vor der Lände gestoßen“ (Münchner neueste Nachrichten 30. November 1920).
  • Wie wäre es stattdessen mit dem „prachtvoll gelungenen Heimatfilm ‚Schleswig-Holstein meerumschlungen‘“? In fünf Teilen ist alles dabei: Fischfang auf hoher See, Volksfeste, der Hamburger Hafen und Helgoland (Harburger Tageblatt 16. Dezember 1924).
  • „Westfalen“, ein „westfälischer Heimatfilm“, präsentiert in sechs Akten Ruhrgebiet und Münsterland als Gegensatz: „Das Land der geräuschvoll pochenden Eisenhämmer ist daneben das Land der ruhig behäbigen Idylle, in die Schlösser altadliger Herrengeschlechter hineingestellt worden sind“ (Münsterischer Anzeiger, 3. Juli 1925).
  • „Vom Geigenbau in Mittenwald“, ein „bayerischer Heimatfilm“, der „mit zwangloser Anschaulichkeit, sozusagen im Plauderstil, den Werdegang der Mittenwalder Geige“ schildert (Münchner neueste Nachrichten, 9. November 1926).

Manchmal werden Heimatfilme aus verschiedenen Gegenden zu Paketen kombiniert:

  • „Harzer Heimatfilme“ als double feature: „Im Silberbergwerk. Der Oberharzer Erzbergbau“ plus „Der Harz im Winter“, ein „Heimatfilm von winterlicher Pracht“ (Thalia-Theater, Bergedorfer Zeitung 07. Februar 1925).
  • „Deutsche Heimat-Filme“ im Viererpack: 1. Die Nordsee, 2. Im Riesengebirge, 3. Das Erzgebirge, 4. Der Oberharz (Palast-Theater, Bielefeld, Westfälische Zeitung 3. März 1926).

Filme, die „Heimatfilm“ heißen, aber eine durchgehende Spielhandlung haben, gibt es auch. Carl Boese inszeniert 1925 gleich zwei davon:

  • „Die eiserne Braut“ (Zensurprüfung 28.10.1925), im Mittelpunkt ein Schiffskapitän im Hamburger Reedermilieu. „8 Akte von deutschen Schiffen u. blauen Jungens. In Kiel, Finkenwärder und auf der Nordsee spielt unser großer Heimatfilm“ (Wilhelmsburger Zeitung, 26. Februar 1926).
  • „Grüß mir das blonde Kind am Rhein“ (Zensurprüfung 18.12.1925), der „Rhein-und Heimatfilm“ „ist so packend gekurbelt, daß man ihn erlebt mit klopfendem Herzen“. Kneipende Studenten, Weinbauer, rheinische Mädel und rheinischer Wein bilden den Rahmen für ein Liebesdrama. Die junge Näherin Maria muss sich entscheiden: Wird es ein adeliger Student oder doch Hannes, der Sohn eines Weinbauern (Ratinger Zeitung 20. Mai 1926)?

Auf die große Bühne gelangt der „Heimatfilm“ von München aus. 1927 stellt eine Reportage die „Filmstadt München“ in ganz Deutschland vor. Für den dort ansässigen Emelka-Konzern, so ist zu lesen, sei das Miteinander von Dokumentar- und Spielfilm ganz selbstverständlich. Hier bemühe man sich schon seit Gründung 1918, „den bayerischen und später den deutschen Heimatfilm selbst herzustellen und durch Deutschlands Städte laufen zu lassen“. In der „großen Reihe von Spielfilmen aus Heimat und Fremde“ haben „Ganghofer beste Romane breiten Raum“ (Stadtanzeiger für Castrop-Rauxel, 10. Dezember 1927).

Da ist er, der „deutsche Heimatfilm“! Nicht zufällig taucht der Begriff in Zusammenhang mit dem Schriftsteller Ludwig Ganghofer auf. Die Rechte an der Verfilmung seiner Werke hat sich der Münchener Filmemacher Paul Ostermayr schon 1918 gesichert. Mit ihm als Mittelsmann produzieren verschiedene Münchener Produktionsfirmen fast jedes Jahr einen neuen Ganghofer-Film.

Der erste Ganghofer-Film, der als „Deutscher Heimatfilm“ beworben wird, ist die Emelka-Produktion „Der Jäger von Fall“ (Uraufführung: 14. Oktober 1926).

Verbunden mit Ganghofer macht das Label „Heimatfilm“ zwei klare Angebote. Du bekommst eine spannende Romanverfilmung – und die Schauwerte eines Dokumentarfilms! Der Roman ist von niemand geringerem als Ludwig Ganghofer. Das ist viel mehr als bloß ein Dokumentarfilm mit Spielhandlung.

Bei Ganghofers „Jäger von Fall“ handelt sich um eine Wilderer-Geschichte, mit der Ganghofer 1883 der Durchbruch als Schriftsteller gelingt. Der Erfolg verwundert nicht. Modei, alleinerziehende Sennerin auf der Alm, verliebt sich in den Jäger Ferdl. Der macht Jagd auf einen brutalen Wilderer, zufälligerweise Blasi, der Vater von Modeis unehelichem Kind. Eine Frau zwischen Liebe und Verzicht, zwei Männer im Duell. Und das alles in den Alpen. Was will man mehr?

In ihrer Presseankündigung hebt die Emelka allerdings den dokumentarischen Charakter des Films hervor: „Mit seiner eingehenden Kenntnis der bayerischen Landschaft, der Sitten und Gebräuche und mit dem Blick des gebürtigen Oberbayern für die grandiose Schönheit der Heimat erfüllte Regisseur Seitz alle Voraussetzungen, um den dramatischen Stoff zu einem wirklichen Heimatsfilm, zu einem der schönsten Alpenfilme zu gestalten“ (Münchner neueste Nachrichten, 4. Oktober 1926).

Genauso der Text der Kinowerbung ein paar Monate später. Klar, es ist die Romanvorlage von Ganghofer, die den Film so attraktiv macht. Was für unbändige Gestalten da kämpfen! „Jäger, Wildschützen, Schmuggler, hartköpfige Bauern sind die Akteure.“ „Der Film ist nach dem vielgelesenen Roman von Ludwig Ganghofer hergestellt.“ „Liebe, Eifersucht, Hochmut, Brutalität liegen im Kampfe gegeneinander.“

Die Hauptrolle spielen aber die Alpen: „Der Regisseur Franz Seitz schuf mit diesem Film etwas Großes. Er verwendete die gigantische Bergwelt nicht nur als Kulisse, sondern machte diese Natur zum Mitspieler“ (Viernheimer Anzeiger 26. März 1927).

Auch die Rezensenten der Münchner Uraufführung vom 14. Oktober 1926 loben, wie im „Jäger von Fall“„allerlei Volksgebräuche und ländliche Lebensbilder lebendig und illustrativ eingestreut“ sind, „der Almauftrieb, das Leben in der Sennhütte, die festfreudige Kirchweih, die reiche Bauernhochzeit“. Außerdem erfreuen sich sich an einer altbekannten Szene aus der Frühzeit des Genres, „wundervoll die nächtliche Floßfahrt der Schmuggler auf der ungebärdigen Isar“ (A.Z. und Münchner neueste Nachrichten, 16. Oktober 1926). Floßfahrten lassen sich offenbar effektvoll filmisch inszenieren.

Die Aufnahmen von Land und Leuten, kombiniert mit einer Spielfilmhandlung, machen aus dem „Jäger von Fall“ einen „Heimatfilm im engsten Sinn“. Das hat Potential über München hinaus:

München und seine Einwohner haben die Vor­aussetzungen für diesen Heimatfilm im engsten Sinn, aber auch anderswo sollte diese Jäger- und Liebes-Geschichte aufnahmefreudigen Boden fin­den, da es sich um Bilder von unbedingter Echt­heit und um einen getreuen Ausschnitt aus jenem südbayerischen Leben handelt, das nur zu oft als billige Parodie auf Reisen geht.

Der Jäger von Fall. Uraufführung des neuen Emelka-Filmes in den Kammerlichtspielen (AZ am Abend, 16. Oktober 1926, S. 13).

1930 bringt die die Münchener Union-Film-Compagnie „Der Herrgottschnitzer von Oberammergau“ in die Kinos, nach dem Theaterstück von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert (Zensurentscheid 01.07.1930). Regie führt wieder Franz Seitz. In den Zeitungsanzeigen wird mit dem Label „Heimatfilm“ geworben: „Großer Heimatfilm aus dem bayrischen Hochgebirge u. dem weltbekannten Passions-Spielort“.

Der Film, so gewinnt man den Eindruck, handelt vor allem von Oberammergau, weniger von Ganghofers Figuren. Der Werbetext hebt jedenfalls die besonderen Fertigkeiten der Ortsansässigen, die abgelegene Lage und die traditionellen Passionsspiele hervor: „Seit 1634 ist Oberammergau die Stätte des berühmtesten aller volkstümlichen Passionsspiele, die alle zehn Jahre stattfinden“. „In den Zwischenjahren aber suchen viele Sommergäste das herrlich gelegene Gebirgsdorf auf, dessen Bewohner dann kunstvolle Schnitzereien und wertvolle Geigen bauen“. Wen interessiert da noch groß die Handlung?

Hier geht es um Schauwerte. Schnitzkunst, Geigenbau, Passionsspiele. Dazu passend: Auf der Besetzungsliste findet sich das bayrische Original Weiß Ferdl, ein Komiker und Alleinunterhalter.

Im Juli 1932 tritt Neppachs „Grün ist die Heide“ auf den Plan. Die beiden Ganghofer-Filme „Der Jäger von Fall“ und „Der Herrgottschnitzer von Oberammergau“ sind sein direktes Vorbild. Statt Ganghofer und den Alpen eben Löns und die Heide.

Sein Film bietet die kunterbunte Wundertüte, für die das Label „Heimatfilm“ bereits steht:

  • Es geht um eine touristisch interessante deutsche Ferienregion.
  • Die Landschaft wird im Film ein eigener Akteur.
  • Ein beliebter deutscher Schriftsteller liefert die Vorlage für eine Spielfilmhandlung.
  • Es geht um verbotene Liebe und Männer in Duellsituationen.
  • Für Zwischendurch: Ein Volksfest und lustige Komiker.

Und noch viel mehr:

  • Ein populäres Lied gibt Thema und Stimmung vor. Jeder kennt es aus dem Rundfunk. In den Film sind noch weitere Gesangsnummern eingebaut.
  • Der Film bringt zusammen, was die Castelle-Blume-Löns-Show als vollumfängliches Unterhaltungsprogramm etabliert hat: Weihevolles Löns-Gedenken, gefühlvolle Lieder zu Laute, Dokumentaraufnahmen aus der Lüneburger Heide.
  • Es geht gar nicht um die Texte des Schriftstellers Löns, sondern den Sound und die Stimmung, die mit seinem Namen verbunden sind: Liebe unter grünen Tannen, Männer im Selbstverteidigungsmodus, das leidende Schicksal des Dichters. Wandern in freier Natur, ein Lied auf den Lippen. „Löns“ eben, du weißt schon.

Das nennen wir „echter deutscher Heimatfilm“, auch wenn es gar nicht mehr so neu ist. Hauptsache, das kommt gut an an den Kinokassen.

Der Film „Grün ist die Heide“ macht die Gattung „Heimatfilm“ endgültig salonfähig. Aus München hat es seit dem stumm gedrehten „Herrgottschnitzer“ von 1930 keine Ganghofer-Verfilmung mehr gegeben. Hier wird man erst nach dem Dreh von „Grün ist die Heide“ plötzlich wieder aktiv.

Die Tonfilm-Produktion Franz Seitz, die mit den Dreharbeiten für „Die blonde Christl“ am 8. Dezember 1932 beginnt, will den Kinos ganz offensichtlich einen „Heimatfilm“ wie „Grün ist die Heide“ anbieten. Wie beim unmittelbaren Vorbild „Grün ist die Heide“ sind auch in „Die blonde Christl“ mehrere Gesangsnummer eingeschaltet. Mit der Umbenennung von Ganghofers Textvorlage in „Die blonde Christl“ lehnen sich die Münchener an die Figur der Tierärztin Grete an, des blonden Mädchens aus „Grün ist die Heide“. Blond = deutsch, das haben wir auch im Angebot. Auch die schnelle Produktion spricht für eine Trittbrettfahrt. Der Film kommt schon am 10. Februar 1933 in die Kinos, vorher rührt die Hauptdarstellerin Karin Hardt noch schnell die Werbetrommel im Interview beim bayerischen Rundfunk.

Entscheidend: Es ist Neppachs „Grün ist die Heide“, nicht der Film „Die blonde Christl“, der ein Genre endgültig festlegt, das viel später, in der Bundesrepublik der fünfziger Jahre, die deutsche Kinolandschaft entscheidend prägt. Visionär.

Erstmal braucht Neppach Stars und zugkräftige Namen, damit sein Film es auf der großen Bühne schafft. Auf zum Casting.

Last-Minute-Casting für „Grün ist die Heide“

Als das D.L.S. mit dem Filmtitel an die Presse geht, ist weder das Casting abgeschlossen noch die Filmcrew fertig zusammengestellt. Bis Ende August wird noch verhandelt. Am Ende sind sind vor allem gute Bekannte von Neppach dabei. Regie führt Hans Behrendt, die Kamera übernimmt Ewald Daub. Für die Landschaftsaufnahmen wird ein zweites Team unter Viktor Gluck eingesetzt. Die Filmmusik komponiert Walter Ulfig. Mit Daub und Ulfig hat Neppach gerade eben einen anderen Film abgedreht. Die Hauptrollen sind mit prominenten Schauspielern besetzt: Camilla Spira als Grete, Theodor Loos als Lüdersen, dazu der Theaterschauspieler Peter Voß als Försteradjunkt.

Die Rollen der zwei anderen Monarchen, die Blume begleiten, vergibt Neppach an Leute, die ebenfalls ein etabiliertes Image mitbringen, es aber anderen Bühnen verdanken: Schauspiel und Varieté. Richtige Stars! Jetzt alle gemeinsam in einem einzigen Film. Bühne frei für Nachtigall, Alois und Blümchen.

Blume spielt Nachtigall, den singenden Monarchen, der für jede Heide-Stimmung das passende Lied auf seiner Gitarre parat hat. Er bringt mit, wofür er durch die Castelle-Blume-Löns-Show, seine Soloauftritte und die Konzerte im Radio bekannt ist: Sonntags-Feeling, Sorgentrost vom Alltag.

Alois wird gespielt von Fritz Kampers. Alois repräsentiert den Charakter der Monarchen. Sie mögen liebenswert sein, aber mit Recht und Gesetz stehen sie auf Kriegsfuß. Kampers war schon im frühen Heimatfilm „Grüß mir das blonde Kind am Rhein“ und vor allem als Wilderer im „Jäger von Fall“ mit dabei. Kampers Rollenfach: etwas dubios, meistens lustig. Er selbst schreibt 1928: „Mein eigentliches Feld ist die Darstellung derber, kernhafter Rollen — drolliger und burschikoser Gestalten, die jedoch sympathische und verinnerlichte Züge besitzen müssen.“

1932 ist Kampers ein etablierter und gut vernetzter Filmstar, mit dem sich Zeitungsreporter zum Tee im Hotel verabreden, ein „zwangloser Kreis“. Am selben Abend steht es im Hamburgischen Correspondent (5. September 1932). „Man kennt Fritz Kampers als Verbrechertype, als Unteroffizier aus zahlreichen Militärschwänken“. Als Mensch im Hotel ist er ein „liebenswürdiger und charmanter Gastgeber“. „Hollywood? Nein. Kampers teilt nicht diese Sehnsucht der meisten Filmstars“, hier gibt es „so reiche Betätigung und so viele Entwicklungsmöglichkeiten“.

Blümchen gibt Paul Beckers. Der ist 1932 einer der höchstbezahltesten Komiker des Landes. Er betreibt ein eigenes Varieté-Theater in Leipzig, mehrere Monate im Jahre geht er mit einem bunten Programm auf Gastspielreise. Geboten wird ein Bühnenschwank mit Gesangs- und Tanzeinlagen, Direktor Beckers im Mittelpunkt. Er weiß, wie man ein Publikum zum Lachen bringt. Paul ist in der Welt herumgekommen. Früh schon entwickelt er für das Varieté-Reisetheater die Figur „Fliegentütenheinrich“, einen fahrenden Händler, der sein Geld mit dem Kauf von Fliegenpapier verdient. Es kommt zu einer Stummfilmreihe, deren Erfolg Beckers sogar für ein Jahr in die USA führt. Danach gilt er was in den deutschen Varietés. Nur zu besonderen Anlässen tritt er noch als Fliegentütenheinrich auf. Bis jetzt. In „Grün ist die Heide“ gibt er endlich wieder einen fahrenden Gesellen! Er ist der lustige Monarch, der für Spaß und gute Laune sorgt.

Die Filmmusik muss jemand mit Erfahrung machen. Walter Ulfig, der schon Schlager und Partituren für Stummfilme geschrieben hat, bekommt den Zuschlag. Gemeinsam mit Blume komponiert er zwei weitere Löns-Lieder extra für den Film. Blumes sonstige Löns-Vertonungen sind offenbar nichts für die große Bühne. Oder nicht plakativ genug. Für einen Heide-Film brauchen wir jedenfalls Löns-Lieder, mit denen jeder etwas anfangen kann.

Also schreiben Ulfig und Blume eine neue Melodie für den Klassiker „Auf der Lüneburger Heide“. Der gehört unbedingt dazu, ist ja alles drin, was die Heide ausmacht: Spazierengehen, Muskatellerwein, Herzenstausch. Valeri. Außerdem nehmen sich die beiden die „Warnung“ vor und geben ihr den schlagertauglichen Titel „Der Birnbaum blüht“. Das klingt wie ein Versprechen. Und intensiviert das trauliche Liebeswerben. Wenn es Mai wird in der Heide! Nicht das die schönste Zeit bald vorbei ist!

Vielleicht ersetzen die Neuvertonungen ja die beliebten Versionen, auch wenn sie schon länger auf dem Markt sind. Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall lässt sich so vermeiden, Lizenzgebühren an Ludwig Rahlfs oder Ernst Licht zu bezahlen.

Zum Inhaltsverzeichnis.

Zu Kapitel 10: Dreharbeiten zu „Grün ist die Heide“: Ein Reporter auf dem Trachtenfest.


Abbildungsverzeichnis

Das liederliche Kleeblatt: Der böse Geist Lumpacivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt von Johann Christian Schoeller (Künstler/in) – Austria – CC BY-NC-SA. Link zu Europaeana.

Produktionsfotos zum Film. Public Domain. Eigenes Archiv.

Filmanzeige „Der Jäger von Fall“. Viernheimer Anzeiger, 26. März 1927, S. 1 (Ausschnitt). Public Domain. Link zum Deutschen Zeitungsportal.

Filmanzeige „Der Herrgottschnitzer von Oberammergau“. Stuttgarter neues Tagblatt Freitag 25. Juli 1930, S. 4 (Ausschnitt). Public Domain. Link zum Deutschen Zeitungsportal.

Der Kinematograph. Das älteste Film-Fachblatt, Nr. 154, 9. August 1932, S. 4. Public Domain. Link zum Internet Archive.

Verwendete Literatur

Recherche im Deutschen Zeitungsportal.

  • Stadtanzeiger Castrop-Rauxel und Umgebung 14.10.1931, S. 4: Köpfe am deutschen Varietee. Paul Beckers
  • Hamburger Tageblatt 10.07.1932, S. 4: Hermann Löns als „Film-Manuskript“.
  • Westfälische Zeitung 14.07.1932, S. 2: „Der erste Hermann-Löns-Film“.
  • Westfälische neueste Nachrichten, 17.08.1932, S. 2: Geplantes Programm des D.L.S.
  • Deutscher Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger 03.09.1932, S. 10: Eintrag von Neppachs Filmfirma im Handelsregister zum 17. August 1932
  • Hamburgischer Correspondent. Abendausgabe 05.09.1932, S. 6: Tee bei Fritz Kampers
  • Neue Mannheimer Zeitung 02.02.1933, Seite 4: Rezension zur Erstaufführung des Films „Grün ist die Heide“ (Inhalt des Films)

Recherche zur Begriffsgeschichte „Heimatfilm“ im Deutschen Zeitungsportal und in den Digitalen Sammlungen München, durchgeführt am 15.11.2024.

  • Bergedorfer Zeitung 27. August 1918, S. 3: Filmkultur in Mecklenburg.
  • Münchner Neueste Nachrichten 30. November 1920, S. 3: Ein Film von der Isar.
  • Harburger Tageblatt 16.12.24, S. 5: Schleswig-Holstein meerumschlungen.
  • Bergedorfer Zeitung 07.Februar 1925 S. 2: Kinoanzeige „Harzer Heimat-Filme.“
  • Münsterischer Anzeiger, 3. Juli 1925, S. 5: Ein westfälischer Heimatfilm.
  • Wilhelmsburger Zeitung 26. Februar 2026, S. 5: Kinoanzeige „Die eiserne Braut.“
  • Westfälische Zeitung 3. März 1926, S. 12: Kinoanzeige „Deutsche Heimat-Filme“.
  • Ratinger Zeitung 20. Mai 1926, S. 2: Grüß mir das blonde Kind vom Rhein.
  • Münchner neueste Nachrichten, 4. Oktober 1926, S. 13: Die Herbstproduktion der Emelka.
  • A.Z. am Abend 16. Oktober 1926, S. 13. Der Jäger von Fall. Uraufführung des neuen Emelka-Filmes in den Kammerlichtspielen.
  • Münchner neueste Nachrichten 16. Oktober 1926, S. 4: Der Jäger von Fall.
  • Münchner neueste Nachrichten, 9. November 1926, S. 6: Ein bayerischer Heimatfilm. Vom Mittenwalder Geigenbau.
  • Viernheimer Anzeiger, 26. März 1927, S. 1: Filmanzeige „Der Jäger von Fall“.
  • Stadtanzeiger für Castrop-Rauxel, 10. Dezember 1927, S. 21: Eduard Scharrer, Die Filmstadt München.
  • Stuttgarter neues Tageblatt 29. Juli 1930, S. 4: Kinowerbung für „Der Herrgottschnitzer von Oberammergau.“
  • Schwerter Zeitung 6. Januar 1933, S. 11: „Ganghofer als Filmautor“ (Hinweis auf Interview mit Karin Hardt im Rundfunk).

Höfig, Willy: Der deutsche Heimatfilm 1947-1960, Stuttgart 1973, S. 143.

Höfig bezieht sich für seine Begriffsgeschichte des Heimatfilms auf die ältere Darstellung von Walter Freisburger (Theater im Film. Eine Untersuchung über die Grundzüge und Wandlungen in den Beziehungen zwischen Theater und Film, Emsdetten 1936, S. 25 und S. 60-65). Diese Begriffsgeschichte ist nicht korrekt.

1. Höfig verknüpft die Entstehung der Gattung „Heimatfilm“ zwar mit den Ganghofer-Verfilmungen von Peter Ostermayr, übersieht aber die vorausgegangene Verwendung des Begriffs für einen Dokumentarfilm mit Spielfilmhandlung.

2. Für die Behauptung, dass der Begriff „Heimatfilm“ schon während des ersten Weltkriegs für Ganghofer-Verfilmungen verwendet wird, findet sich kein Beleg, weder im Deutschen Zeitungsportal, noch in den Digitalen Sammlungen München, noch in den im Internet Archive im Volltext recherchierbaren Ausgaben der Fachblätter „Lichtbild-Bühne“ und „Der Kinematograph“. Dies gilt für beide in Frage kommenden Filme „Auf der Höhe“ von 1916 und „Der Jäger von Fall“ von 1918.

3. Schließlich bezeichnet Höfig die Ganghofer-Verfilmung „Die blonde Christl“ von 1933 als den ersten Film nach 1918, für den der Begriff „Heimatfilm“ belegt ist. Er übergeht nicht nur die beiden vorangegangenen Ganghofer-Verfilmungen, die in der Werbung ausdrücklich als „Heimatfilm“ bezeichnet werden, nämlich „Der Jäger von Fall“ von 1926 und „Der Herrgottschnitzer von Oberammergau“ von 1930. Vor allem verkennt er die Schlüsselstellung von „Grün ist die Heide“ von 1932. Denn „Die Blonde Christl“ wird erst als Reaktion auf „Grün ist die Heide“ gefilmt.

Bayan, Oliver: Der Geigenmacher von Mittenwald. Beide Filmversionen 1933/1950. Das Booklet zu beiden Kinofilmen. Walluf: Filmverlag Filmjuwelen 2016.

Kampers, Fritz. In: Treuner, Hermann: Filmkünstler. Wir über uns selbst, Berlin: Sibyllen-Verlag 1928, ohne Seitenzahl. Link zum Internet Archive.

,